Der technische Sprung ins neue Jahrzehnt

Microsoft macht Ernst. Windows XP wird ab April nicht mehr unterstützt. Ich hatte immerhin schon Windows Vista, aber mein Standardwerkzeug war nach wie vor Office 2003. Für meine Bedürfnisse vollkommen ausreichend. Für die meiner Kunden nicht mehr. Und Programme wie Trados Studio 2014, Dragon Naturally Speaking oder Omnipage hatten in dieser Konfiguration keinen Raum, sich angemessen zu entfalten.

Also leistete ich mir den NEUEN, zunächst als voll einsatzfähigen „Ersatzrechner“ für besondere Anforderungen: Flüsterleises, gut gedämmtes Gehäuse, schneller Prozessor, neueste Übersetzersoftware, Konvertierungsprogramme, Virenschutz, Office 2010 – alles, was das Übersetzerherz begehrt. Frisch konfiguriert und mit Unmengen lockendem Arbeitsspeicher drängelte er darauf, dass ich endlich auch mit Mailverwaltung und Kalender auf ihn umsteige, anstatt mich hinter dem aktuellsten Projekt zu verschanzen.

„Eine Woche vor Abgabe kann ich unmöglich den Datenumzug angehen!“

Ich erfand Ausreden wie der untreue Ehemann, der die drängelnde Liebste hinhält, weil er sich von Frau und Kind, Haus, Hund und Nachbarschaft eben doch nicht leichten Herzens trennt.

Outlook-Umzug

Auf den Umzug von Outlook 2003 auf Outlook 2010 starrte ich wie das Kaninchen auf die Schlange, bis ich im Blog itforum-saar.de eine Schritt-für-Schritt-Anleitung samt Screenshots entdeckte, die einen wirklich an die Hand nimmt. Hat alles geklappt – empfehlenswert! Die Anleitung enthält auch Tipps für alle, die sich direkt von XP aus ins Heute katapultieren wollen.

Mit Windows 8 kann ich mich noch nicht anfreunden (da warte ich vermutlich bis 2025 und überspringe gleich wieder ein paar Generationen an Betriebssystemen und Programmen). Ich will mit meinem PC einfach nur arbeiten, nicht spielen, touchen, wischen oder was auch immer. Unter Windows 7 laufen derzeit alle Programme verträglich nebeneinander, und nach der nervenaufreibenden Umstiegsphase, in der man verzweifelt lieb gewordenen Funktionen nachjagt, finde ich (fast) alles, was ich brauche.

„Wenn die anderen das können, schaffe ich das auch!“

Megastress: Mein Rechner stürzt dauernd ab!!!

Die 12 GB RAM, auf die ich so scharf war, führten anfangs zu täglichen, später sogar zu stündlichen Abstürzen aus heiterem Himmel, so dass ich vorübergehend entnervt mein geliebtes Altgerät wieder anwarf. Die Lösung war eine Reduktion auf 8 GB durch Entfernen von zwei Speichermodulen à 2 GB, die offenbar mit den anderen Speichermodulen nicht konform gingen.

Speichermodule

Störende Speichermodule

Seit dem Ausbau läuft alles perfekt. Manchmal ist weniger tatsächlich mehr.

Festplatte putzen

Meinen letzten PC durften die Kinder akribisch in alle Einzelteile zerlegen. Die Festplatte fiel am Ende der Brachialgewalt eines Vorschlaghammers zum Opfer (was den Vorschlaghammer zugleich seinen Stiel kostete). Mein damaliger IT-Guru meinte zwar, dass bereits der Luftkontakt beim Ausbau sie unbrauchbar gemacht hätte, aber ich plädierte für das sinnlose Walten roher Kräfte.

 

Festplatte vor Zertrümmerung

Heute verlasse ich mich dafür auf Plattenputzprogramme, die stundenlang Unsinn auf die Festplatte kritzeln, bis von den Daten und Texten meiner Kunden auf diesem Medium nie wieder etwas zu finden ist.

Datenlöschung durch vielfaches Überschreiben

Datenlöschung durch vielfaches Überschreiben

So ganz gewaltfrei bin ich dann aber doch skeptisch. Zum Recyclinghof kommt der Rechner jedenfalls nur ohne Festplatte.

Geht doch heute alles in der Cloud – wozu noch einen PC vorhalten?

Obwohl ich aufmerksam verfolge, was in der Cloud so alles geht, und obwohl ich die gut strukturierten Serverlösungen mancher Agenturen zu schätzen weiß, konnte ich mich bisher nicht dazu durchringen, der Cloud alle meine Daten (und die meiner Kunden) anzuvertrauen.

Ebenso wenig wie ich davon abhängig sein möchte, Programme nur noch virtuell zur Verfügung zu haben. Dann kommt womöglich das tolle neue Update, wann der Hersteller es für richtig befindet – ohne Rücksicht darauf, ob ich gerade einen supereiligen Auftrag habe und es überhaupt nicht lustig fände, wenn die Bedienoberfläche am Morgen anders aussieht als am Abend zuvor und das Programm sich plötzlich mit einem anderen Programm zu kabbeln beginnt. Als User bin ich ein großer Anhänger meiner Selbstbestimmungsrechte.

Einziges Zugeständnis: Die Mini-Homecloud mit Netzwerkfestplatte, die mir gestattet, auch aus einem anderen Zimmer oder einfach mit einem neuen Gerät auf Daten zuzugreifen, so dass sich das Hin- und Hertauschen von Daten per Stick oder mobiler Festplatte erübrigt. Vorteil: Wenn ich mit dem Notebook unterwegs bin, hole ich zuvor nur die Daten herüber, die ich zwingend benötige, so dass nicht der gesamte Schatz mit mir durch die Weltgeschichte reist.

Im häuslichen Arbeitszimmer bevorzuge ich einen gut belüfteten, leisen, verlässlichen PC. Mit zwei bis drei Bildschirmen, optimal ausgeleuchtet, abgesenkte ergonomische Tastatur, Rollerball-Maus (zur Rettung der Sehnenscheiden!) und ohne USB-Salat oder Batterien für diverse externe Zusatzgeräte. Am besten bis 2025, bitteschön!

Imke Brodersen

Ein Blog von Imke Brodersen über Bücher, Autoren und den Alltag einer Literaturübersetzerin. A German literary translator's blog on books, authors, and translating in general. By Imke Brodersen.

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